Bad Kreckelmoos

"Ein Krankenhaus schreibt Geschichte - Erinnerung ans Kreckelmoos"

Ein persönlicher Rückblick auf das ehemalige Krankenhaus

Bevor das heutige Bezirkskrankenhaus Reutte als moderne medizinische Einrichtung im
Außerfern eröffnet wurde, befand sich das Zentrum der Gesundheitsversorgung an einem
anderen Ort: im Kreckelmoos, dem früheren Krankenhaus von Reutte. Viele Menschen aus
der Region verbinden mit diesem historischen Gebäude unvergessliche
Kindheitserinnerungen, erste Krankenhausaufenthalte – oder kleine Abenteuer, wie sie nur das Leben schreiben kann.


In der folgenden, liebevoll erzählten Geschichte nimmt uns Liselotte Paulmichl mit zurück in
die 1960er-Jahre, als das Kreckelmoos-Krankenhaus noch aktiv war und für zwei Mädchen aus dem Lechtal der Inbegriff von „großer weiter Welt“ bedeutete. Was als Sehnsucht nach Abwechslung beginnt, führt schließlich zu einer unerwarteten Reise in ein Krankenhaus, das heute Geschichte ist – und gleichzeitig die Wurzeln des heutigen Bezirkskrankenhauses Reutte bildet.


Diese Erinnerung ist nicht nur eine heitere Anekdote aus einer vergangenen Zeit, sondern auch ein wertvoller Beitrag zur Krankenhausgeschichte des Außerferns.

 

 

"Ich möchte 'so gern ins Kreckelmoos!"

(von Liselotte Paulmichl)

 

Mein Heimatort Steeg war in den 60-Jahren ein mehr als beschauliches Dörfchen.

 

So beschaulich, dass meine Freundin Sieglinde und ich krampfhaft überlegten, was wir unternehmen könnten, um wenigstens einmal das hinterste Lechtal verlassen und ein bisschen "weite Welt" schnuppern zu können.

 

Oft standen wir vor dem gelben Postbus und buchstabierten sehnsüchtig die Aufschrift: ,,Steeg-Reutte".

 

Wie gerne wären wir mitgefahren, doch ohne triftigen Grund würden wir dafür niemals die Erlaubnis bekommen, das wussten wir!

 

„Dann gehen wir eben miteinander ins Kreckelmoos!", schlug Sieglinde eines Tages trotzig vor. Meine anfänglichen Bedenken gegen einen Aufenthalt in einem Krankenhaus zerstreute sie mit dem Satz: "Da ist auf alle Fälle mehr los als in Steeg!"

 

Dieses stichhaltige Argument überzeugte mich. Bei der konkreten Umsetzung unseres Plans gab es allerdings einen Haken: Mir fehlte nichts, ich war kerngesund.

 

Sieglinde hatte es da wesentlich leichter, sollte sie doch laut Empfehlung ihres Arztes schon lange die Mandeln herausnehmen lassen.

 

„Du könntest dir ja einen Fuß brechen!", meinte sie gönnerhaft und schickte mich auf alle größeren Erhebungen der Umgebung. Ich sprang von jedem Stein, doch meine Knochen blieben heil.

 

Aber, wie heißt es so schön: Man muss sich etwas nur lange genug wünschen, dann wird es auch inErfüllung gehen!"

 

In meinem Fall war es tatsächlich so: Eines Tages wachte ich mit Bauchschmerzen auf. Sie vergingen zwar während des Vormittags, kehrten aber in regelmäßigen Abständen „wellenartig" wieder zurück.

 

Der Hausarzt diagnostizierte Blinddarmreizungen und riet zu einer Untersuchung im „Kreckelmoos".

 

Ich informierte sofort meine Freundin, die daraufhin augenblicklich über schreckliche Halsschmerzenklagte. Auf lange Sicht gesehen würde nur die Entfernung ihrer Mandeln Linderung bringen, so die Meinung unseres Hausarztes Dr. Moriggl in Holzgau.

 

Wir jubelten. Der Weg ins „Kreckelmoos" war endlich frei!

 

Man führte uns in einen großen Saal. Mindestens zehn kranke, unterschiedlich alte Kinder, waren hier untergebracht. Die einen wimmerten über Durst, die anderen über Schmerzen und ein kleines Mädchen schrie nach seiner Mama. Mich beschlichen erste Zweifel über das "AbenteuerKreckelmoos."

 

Am nächsten Morgen kam ich in den OP. Mir war kalt. Ein Arzt drückte mir eine Maske aufs Gesicht und befahl mir, bis 30 zu zählen. Ein schrecklicher Geruch nach Äther drang mir in Mund und Nase, ich bekam keine Luft und glaubte, sterben zu müssen. Als ich aufwachte, stand ein Arzt neben meinem Bett und fragte mich, wie es mir gehe und ob mein Vater Jäger sei, weil in meinem Blinddarm eine leere Patronenhülse gefunden worden war, die ich eventuell als kleines Kind verschluckt hätte.

 

Ich verneinte. Nein, er sei kein Jäger, aber etwas Ähnliches, sagte ich. Zum Glück fragte der Arzt nicht weiter nach. Da war ich froh, denn ich wusste, dass mein Tati früher manchmal „gewildert" hatte.

 

Dann öffnete sich die Tür. Eine Krankenschwester schob ein Bett mit einer frisch operierten Patientinherein und rollte dieses neben mein Bett. Ich schaute hinüber.

 

Da lag meine Freundin Sieglinde! Sie war kreidebleich und spuckte Blut. Immer wieder. Als sie micherkannte, hob sie abwehrend einen Arm und würgte mühsam die Worte hervor:,,Nie mehr Kreckelmoos"

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